Liebe Beschäftigte der Universität, liebe Studierende,

das Thema des heutigen Vorwortes beschäftigt uns schon seit geraumer Zeit, da es um ein Problem geht, das in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat und gerade für Forschende in frühen Karrierephasen mittlerweile als wirkliche Bedrohung eingeordnet werden muss: Predatory Publishing. Konnte man vor einigen Jahren noch von einem Randphänomen geringer Bedeutung sprechen, so haben sich in der jüngeren Vergangenheit Entwicklungen vollzogen, die eine wirkliche Gefahr für die wissenschaftliche Reputation beinhalten, wenn man in die Fänge solcher Verlage gerät. Gleichzeitig ist die Zahl von Veröffentlichungen in Verlagen fragwürdiger Qualität rasant gewachsen, da diese Verlage es verstehen, im Kielwasser von seriösen oder zumindest seriös erscheinenden Zeitschriften eine Vielzahl von Sonderausgaben und anderen Zeitschriften zu platzieren, bei denen die wissenschaftliche Qualitätskontrolle des „peer review“ zu einer Farce verkommen ist.

Einer der sichtbarsten Vertreter dieser Gattung ist das Multidisciplinary Digital Publishing Institute (MDPI), ein Open-Access-Verlag, der eine große Anzahl von wissenschaftlichen Zeitschriften herausgibt. MDPI steht im Verdacht, ein Raubverlag zu sein, der die Qualitätssicherung und gute wissenschaftliche Praxis vernachlässigt. MDPI veröffentlicht zahlreiche Sonderausgaben, bei denen die zuständigen Herausgeber*innen nach völlig intransparenten Kriterien ausgewählt werden. In der Vergangenheit hat der Verlag Artikel veröffentlicht, die wissenschaftlich höchst fragwürdig oder sogar gefälscht waren: So wurde beispielsweise ein Artikel über die angebliche Heilung von Krebs durch eine spezielle Diät nach Kritik zurückgezogen. MDPI betreibt aggressive Werbung, die potenzielle Autor*innen und Gutachter*innen mit unrealistischen Versprechen lockt. Hier werden zum Beispiel schnelle Begutachtungszeiten und hohe Impact-Faktoren angepriesen, die jedoch häufig durch Selbstzitierungen manipuliert sind. Darüber hinaus verlangt der Verlag substanzielle Artikelbearbeitungsgebühren, die nicht immer transparent sind.

In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Veröffentlichungen in Predatory Journals rasant gestiegen. Ich möchte Sie eindringlich bitten, sich sehr gut zu überlegen, ob Sie in einer MDPI- oder ähnlich gelagerten Zeitschrift publizieren, um nicht Ihre wissenschaftliche Reputation zu gefährden – mit den damit drohenden Gefahren für Ihre Karriere. Um dies zu verhindern, können Sie sich nützlicher Hilfsmittel bedienen wie beispielsweise Think Check Submit – einem digitalen Werkzeug, welches Ihnen dabei hilft, seriöse Onlinezeitschriften zu identifizieren. 

Der Gebrauch unethischer wissenschaftlicher Praktiken nimmt mittlerweile groteske Formen an. So erhalten unsere Wissenschaftler*innen sogar Angebote für sogenannte „Zitationskartelle“: 100 bis 300 US-Dollar für die gezielte Zitation von zwei bis sechs Artikeln werden hier angeboten. Das ist sicherlich nicht der Weg, den wir beschreiten wollen. Forschungsergebnisse nach Qualität statt Quantität zu bewerten, ist uns ein wichtiges Anliegen. Aktiv verfolgen wir daher die Prozesse auf Ebene der EU, Forschungsleistung neu und anders zu bewerten und Abstand von einer reinen Bewertung der Quantität der Veröffentlichungen zu nehmen, wie es im Agreement on Reforming Research Assessment zum Ausdruck kommt. Die Grundidee dabei ist, möglichst auf die unangemessene Verwendung von Zeitschriften- und Publikationskennzahlen und auf Metriken bei der Forschungsbewertung – insbesondere die unangemessene Verwendung des Journal Impact Factor (JIF) – zu verzichten. Dies haben wir ja auch bereits durch unsere Unterzeichnung der DORA-Deklaration zum Ausdruck gebracht. Wir als Universitätsleitung begleiten den Prozess aktiv in Arbeitsgruppen von The Guild und Enlight. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Abteilung Forschung und Transfer haben bereits Workshops zum Thema organisiert.

Einige weiterführende Informationen finden Sie in den unten aufgeführten Links.

Ihnen allen ein erholsames und herbstliches Wochenende und viele Grüße

Prof. Dr. Metin Tolan
Präsident

Prof. Dr. Bernhard Brümmer
Vizepräsident für Forschung


Dear Staff, dear Students,

The topic of today’s foreword has been on our minds for some time. It deals with a problem that has gained considerable importance in recent years and must now be classified as a real threat, especially for early career researchers: predatory publishing. Whereas in the past, this was considered a marginal phenomenon of minor significance, more recently there have been developments that pose a real threat to scientific reputation if one falls into the clutches of such publishers. At the same time, the number of publications in publishing houses of questionable quality has grown rapidly, as these publishers know how to place a multitude of special issues and other journals in the wake of reputable or at least serious-sounding journals, where the scientific quality control of peer review has degenerated into little more than a sham.

One of the most obvious examples of this is the Multidisciplinary Digital Publishing Institute (MDPI), an open access publisher that publishes a large number of scientific journals. MDPI is suspected of being a predatory publisher that neglects quality assurance and good scientific practice. MDPI publishes numerous special issues for which the editors are selected according to criteria which are in no way transparent. In the past, this publisher has published articles that were scientifically highly questionable or even falsified. As an example, an article about the alleged cure of cancer through a special diet was withdrawn after criticism. MDPI engages in aggressive advertising, luring potential authors and reviewers with unrealistic promises. For example, fast review times and high impact factors are advertised, but these are often manipulated by self-citations. In addition, the publishers charge substantial article processing fees that are not always transparent.

In recent years, the number of publications in predatory journals has increased rapidly. I would urge you to think very carefully about publishing in an MDPI or similar journal to avoid jeopardising your academic reputation and consequently your career. To prevent this, you should make use of useful tools such as Think Check Submit – a tool that helps you identify reputable online journals.

The use of unethical scientific practices has taken on grotesque forms. Our scientists even receive offers for „citation cartels“: 100 to 300 US dollars for the specific citation of two to six articles are offered. This is certainly not the path we want to take. Evaluating research results according to quality rather than quantity is an important issue for us. We are therefore actively following the processes at the EU level to evaluate research performance in a new and different way moving away from a pure evaluation of the quantity of publications, as described in the Agreement on Reforming Research Assessment. The basic idea is to abandon, as far as possible, the inappropriate use of journal and publication figures and metrics in research assessment – especially the inappropriate use of Journal Impact Factors (JIF). We have already shown this by signing the Declaration on Research Assessment (DORA). We, as university management, are actively accompanying the process via working groups in The Guild and Enlight. The Göttingen State and University Library (SUB) and the university Research and Transfer Services have already organised workshops on the topic.

Further information can be found in the useful links below.

Please let us wish you all a relaxing autumnal weekend.

With best wishes,

Professor Metin Tolan                                          
University President  
                                  

Professor Bernhard Brümmer
Vice-President for Research