Erfahrungsbericht: Praktikum an einer Schule in Südafrika
Im Rahmen meines Englischstudiums für den Master of Education absolviere ich meinen verpflichtenden Auslandsaufenthalt an einer Privatschule in Pretoria, Südafrika. Ich unterrichte vor allem Deutsch, da mein zweites Fach neben Englisch aber Geschichte ist, wollte ich mir natürlich auch den Geschichtsunterricht einmal anschauen. Was direkt auffällt: Der Schulalltag ist in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich zu dem in Deutschland, unterscheidet sich in einigen Details allerdings dann doch recht stark. Als allgemeiner Hinweis sei gesagt, dass ich vor allem aus der Perspektive an einer Privatschule in Pretoria schreibe – die Erfahrungen an einer staatlichen Schule werden sich je nach Stadt mehr oder weniger drastisch von meinen unterscheiden.

Um die Schule allgemein einmal vorzustellen und einen allgemeinen Eindruck zu vermitteln: Ich wurde sehr nett aufgenommen, der Umgangston im Kollegium ist allgemein sehr herzlich, man merkt allerdings, dass es sich um eine Privatschule handelt. SuS und Eltern werden von der Mutterfirma direkt oder indirekt als Konsumenten des eigenen Produkts (dem Unterricht) wahrgenommen. Das äußert sich nicht unbedingt in der Qualität des Unterrichts selbst, im Gegenteil, die Anforderung, dass die SuS erfolgreich am Unterricht teilnehmen sollen wird immer wieder betont. Allerdings verschiebt sich dadurch im Vergleich zum deutschen Schulalltag die Verantwortungszuweisung ein wenig. Schlechte Resultate in Tests beispielweise werden zu großen Teilen auch der Lehrkraft zugeordnet, da sich diese im Zweifel vor der Schulleitung rechtfertigen muss. Die Ausstattung der Schule ist dabei im Grunde identisch zu dem, was man in deutschen Schulen erwarten würden Tafel/Whiteboard, Smartboard und Beamer finden sich in jeder Klasse – nur einen OHP sucht man vergebens. Ein zentraler Unterschied in der Raumgestaltung besteht allerdings darin, dass die Lehrkräfte zugewiesene Klassenzimmer haben, nicht andersherum. Außerdem unterrichten alle Lehrkräfte typischerweise nur ein Fach, weshalb die Dekorationen und Lehrmaterialien an den Wänden der Klassenräume spezifisch auf das Fach ausgerichtet sind, welches die Lehrkraft unterrichtet.

Zu meinen Erfahrungen im Unterricht: Der Unterricht selbst findet oft unter einem eher transmissiven Verständnis statt. Der Lehrervortrag ist dabei ein häufig gewähltes Mittel, den Unterricht zu strukturieren bzw. zu konzipieren. Der Sprechanteil der SuS ist dabei vergleichsweise gering, diese Erfahrung habe ich fächerübergreifend gemacht. Im Rahmen des Geschichtsunterricht äußert sich dies vor allem darin, dass die Lehrkräfte eine PowerPoint Präsentation vorbereiten, auf welche dann im Rahmen des Vortrags Bezug genommen wird. Die SuS machen sich eigenständig Notizen oder orientieren sich an einem ergänzenden Tafelbild. Das wird auch damit zusammenhängen, dass die Stunden sehr kurz sind, Doppelstunden gibt es kaum. Der Unterricht verläuft in Blöcken von 35–40-minütigen Einheiten, wodurch eine tiefengreifende Analyse von präsentierten Materialen erschwert wird. Der typische Ablauf der Reihen sieht daher wie folgt aus: Meist wechseln sich Stunden, in denen der Hauptsprechanteil bei der Lehrkraft liegt und Themen innerhalb eines Vortrags zusammengefasst werden, mit Stunden ab, in denen die SuS in eigenständiger Arbeit präsentiertes Material erschließen sollen. Die klassische Phaseneinteilung, welche nach einer einleitenden, Erarbeitungs- und Sicherungsphase in einer Vertiefung mündet wäre nach dem hiesigen Stundenplan daher nur bedingt sinnvoll. Neben einer Aufarbeitung der Apartheid werden im Rahmen des Geschichtsunterrichts allerdings auch Themen unterrichtet, die sich in deutschen Curricula exakt wiederfinden lassen (Oktoberrevolution, Weimarer Republik, Kalter Krieg etc.). Aber auch globalgeschichtliche Schwerpunkte, die im deutschen GU deutlich knapper angesetzt sind (Civil Rights Bewegung der USA beispielsweise) finden Erwähnung.

Da ich diesen Erfahrungsbericht schreibe, während ich mein Praktikum absolviere und ich einige Aspekte nur in Ansätzen oder gar nicht erwähnt habe (z.B. Schulkultur, Sportangebote) werden sicherlich noch einige Erfahrungen dazukommen. Allgemein genieße ich die Zeit enorm, im Grunde lerne ich jeden Tag etwas Neues. Falls Interesse an weiteren Ausführungen meinerseits bestehen sollte, kann man sich gerne bei mir melden, dann erzähle ich ein bisschen ausführlicher (merih.brilling@stud.uni-goettingen.de).
As part of my English studies for the Master of Education, I am completing my compulsory stay abroad at a private school in Pretoria, South Africa. I mainly teach German, but since my second subject besides English is history, I naturally wanted to take a look at history lessons as well. What immediately strikes me is that everyday school life is very similar to that in Germany in many respects, but differs quite significantly in some details. As a general note, I should mention that I am writing primarily from the perspective of a private school in Pretoria – experiences at a state school will differ more or less drastically from mine, depending on the city.

To give a general introduction to the school and convey a general impression: I was given a very warm welcome, the tone among the teaching staff is generally very cordial, but you can tell that it is a private school. Pupils and parents are perceived by the parent company, directly or indirectly, as consumers of its own product (the teaching). This is not necessarily reflected in the quality of the teaching itself; on the contrary, the requirement that pupils should participate successfully in lessons is repeatedly emphasised. However, this does shift the allocation of responsibility slightly compared to everyday school life in Germany. Poor test results, for example, are largely attributed to the teacher, as they have to justify themselves to the school management in case of doubt. The school’s equipment is basically identical to what you would expect in German schools: blackboards/whiteboards, smartboards and projectors can be found in every classroom – only overhead projectors are nowhere to be found. However, a key difference in the layout of the rooms is that teachers are assigned classrooms, not the other way around. In addition, all teachers typically teach only one subject, which is why the decorations and teaching materials on the walls of the classrooms are specifically geared towards the subject that the teacher teaches.

Regarding my experiences in the classroom: Teaching itself often takes place under a rather transmissive understanding. Teacher lectures are a frequently chosen means of structuring or designing lessons. The amount of time students spend speaking is comparatively low, which is something I have observed across different subjects. In history lessons, this is particularly evident in the fact that teachers prepare PowerPoint presentations, which are then referred to during the lecture. The pupils take notes independently or refer to a supplementary blackboard diagram. This is also related to the fact that lessons are very short, with double lessons being rare. Lessons are organised in blocks of 35–40-minute units, which makes it difficult to analyse the material presented in depth. The typical sequence of lessons is therefore as follows: lessons in which the teacher does most of the talking and topics are summarised within a lecture alternate with lessons in which the pupils are expected to work independently to understand the material presented. The classic division into phases, which leads to consolidation after an introductory, development and consolidation phase, would therefore only be of limited use in the local timetable. In addition to dealing with apartheid, history lessons also cover topics that can be found in German curricula (the October Revolution, the Weimar Republic, the Cold War, etc.). However, global historical topics that are covered much more briefly in German general studies (the civil rights movement in the USA, for example) are also mentioned.

As I am writing this report while I am still doing my internship and have only touched on some aspects or not mentioned them at all (e.g. school culture, sports activities), I am sure I will have more experiences to add. Overall, I am thoroughly enjoying my time here and am essentially learning something new every day. If you are interested in hearing more from me, please feel free to contact me and I will provide more details (merih.brilling@stud.uni-goettingen.de).