Liebe Kolleg*innen, liebe Mitarbeiter*innen, liebe Studierende,
liebe Mitglieder und Angehörige der Universität Göttingen,
seit Monaten erreichen uns besorgniserregende Nachrichten zur Wissenschaft in den USA: Forschungsdaten zu Gesundheit, Umwelt und sozialer Ungleichheit verschwinden, Museen unterliegen Zensur, internationale Studierende verlieren ihre Aufenthaltsberechtigung, Ämter und Posten mit Bezug zu Diversity, Equity and Inclusion (DEI) werden gestrichen, Forschungsprojekte beendet, wenn sie sich auf Themen wie Klima, Nachhaltigkeit oder soziale Gerechtigkeit beziehen. Angesichts dieser negativen Entwicklungen gebührt unseren amerikanischen Kolleg*innen unsere Solidarität.
Von Verhältnissen wie in den USA sind wir in Deutschland weit entfernt. Doch auch bei uns wird gegen Wissenschaft agitiert, wenn etwa die AfD wiederholt die Existenzberechtigung der Geschlechterforschung in Frage stellt. Wissenschaftsfreiheit wie auch Chancengleichheit und Diversität sind somit keine Selbstverständlichkeiten, sondern Dinge, für die wir uns tagtäglich einsetzen müssen. Ich möchte Sie deshalb ermuntern, die Angebote von Universität, Stadt und Landkreis Göttingen zum Diversity-Tag wahrzunehmen und eine der Veranstaltungen zu besuchen.
Gleichstellung und Diversität sind keine Aufgaben, die ausschließlich von außen an Universitäten und Forschungseinrichtungen herangetragen werden. Vielmehr sind sie zentrale Bedingungen dafür, dass alle an der Universität ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und erfolgreich studieren, lehren, forschen und arbeiten können. Anderenfalls leidet die Perspektivenvielfalt, die Voraussetzung für innovative Fragestellungen und Erkenntnisfortschritt ist.
In Gesprächen mit verschiedenen Akteur*innen an der Universität habe ich erfahren, dass die Dynamik der politischen Entwicklungen bei vielen Studierenden und Beschäftigten für Unruhe und Verunsicherung sorgt. Globale oder bundespolitische Fragestellungen und Konflikte, aber auch ganz konkretes Erleben von Benachteiligung und Diskriminierung sind manchmal Ursache von emotionalen und psychischen Belastungen, die sich auch in der Lehre, der Beratung von Studierenden, im Kolleg*innengespräch abbilden. Wie können wir an der Universität gut mit diesen Dynamiken umgehen? Wie können wir sicherstellen, dass trotz der Konflikte und Belastungen alle an der Universität gut studieren, lehren, forschen und arbeiten können?
Beschäftigte im öffentlichen Dienst und insbesondere Beamt*innen sind gehalten, sich im Rahmen ihrer Arbeit politisch neutral zu verhalten und Mäßigung bei politischen Äußerungen zu üben. Doch dies bedeutet nicht zu schweigen, wenn am Arbeitsplatz demokratiefeindliche Aussagen fallen. Im Gegenteil: Gemäß dem Gebot der Verfassungstreue sind wir alle aufgefordert, die Demokratie nicht nur zu repräsentieren, sondern auch zu verteidigen. Jede*r Einzelne ist wichtig, um demokratische Werte im Alltag und am Arbeitsplatz zu leben und zu verteidigen.
In diese Sinne freue ich mich, wenn Sie sich an der Veranstaltungsreihe „Haltung zeigen – aktiv einstehen für demokratische Werte am Arbeitsplatz“ beteiligen. Sie startet am Montag, 8. September 2025, mit dem Auftaktvortrag „Mut zur Demokratie – Gemeinsam für Vielfalt und Zusammenhalt“ und mit Möglichkeiten zu Austausch und Kennenlernen regionaler Good-Practice-Beispiele im Umgang mit Demokratiefeindlichkeit und Rechtsextremismus. Nehmen Sie daran oder an den folgenden Workshops teil, diskutieren Sie mit! Denn Demokratie – auch an der Universität – lebt durch Studierende und Beschäftigte, die demokratische Werte gemeinsam aktiv verteidigen und sich für ein respektvolles, diskriminierungsfreies Miteinander einsetzen.
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Inge Hanewinkel
Vizepräsidentin für Chancengleichheit, Diversität und Internationales
Dear Colleagues, dear Staff, dear Students,
dear Members and Associates at the University of Göttingen,
We have been receiving alarming news about science in the United States for months: research data on health, the environment and social inequality is vanishing; museums are being censored; international students are losing their residence permits; offices and positions concerned with diversity, equity and inclusion (DEI) are being axed; and research projects are being terminated if they relate to topics such as climate, sustainability or social justice. In light of these negative developments, our colleagues in the US deserve our solidarity.
In Germany, we are a long way from conditions such as those experienced in the US. But here too, science is under attack. For instance, the Alternative für Deutschland (AfD) repeatedly questions the point of gender research. Academic freedom, equal opportunities and diversity are therefore not a given, but things we must fight for every day. I would therefore like to encourage you to take advantage of the opportunities organised by the University, City and District of Göttingen for Diversity-Tag (Diversity Day) and attend one of the events.
Equality and diversity are not duties that are imposed on universities and research institutions from outside. Rather, they are key conditions for ensuring that everyone at the University can develop their skills and successfully study, teach, conduct research, and work. Otherwise, the diversity of perspectives that is a prerequisite for innovative questions and advances in knowledge will suffer.
In conversations with various stakeholders at the University, I have learned that the dynamics of political developments are causing unrest and uncertainty among many staff and students. Global or national political issues and conflicts, together with concrete experiences of disadvantage and discrimination, are sometimes the cause of emotional and psychological stress, which is reflected in teaching, student counselling and discussions with colleagues. How can we deal with these dynamics effectively at the University? How can we ensure that, despite the conflicts and stresses, everyone at the University can study, teach, research and work well?
Public sector employees, and those with Beamte status in particular, are required to remain politically neutral in their work and to exercise restraint in their political statements. However, this does not mean staying silent when anti-democratic statements are made in the workplace. On the contrary: in accordance with the requirement to uphold the constitution, we are all called upon not only to represent democracy, but also to defend it. Every individual is important in living and defending democratic values in everyday life and at work.
With this in mind, I would be delighted if you would take part in the series of events entitled “Haltung zeigen – aktiv einstehen für demokratische Werte am Arbeitsplatz“ (Taking a stand – actively defending democratic values in the workplace). It will begin on Monday 8 September, with the opening lecture “Mut zur Demokratie – Gemeinsam für Vielfalt und Zusammenhalt“ (Courage for Democracy – Together for Diversity and Cohesion). There will be opportunities to exchange ideas and learn about local examples of good practice in dealing with anti-democratic tendencies and right-wing extremism. Please take part in this event and the subsequent workshops, and join the discussion! Democracy – both inside and outside the University – thrives thanks to staff and students who actively defend democratic values together and are committed to a respectful, non-discriminatory coexistence.
All the best,
Professor Inge Hanewinkel
Vice-President for Equal Opportunities, Diversity and Internationalization