Sehr geehrte Universitätsangehörige,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Studierende,
Liebe Mitglieder des Senats,
Liebe alle,
lange Zeit habe ich geschwiegen, weil ich der Meinung bin, dass öffentlich nicht ausgetragen werden sollte, was intern sachlich und diplomatisch gelöst werden könnte, so wie es einem universitären Diskurs angemessen ist. Angesichts der Tatsache, dass ich mich in der Presse mit diffamierenden Aussagen über meine Person konfrontiert sehe, möchte ich diesen Newsletter aber nun doch nutzen, um mein Bedauern über diese Vorgehensweise und das damit erreichte Niveau auszudrücken. In der Stellungnahme von Akteurinnen und Akteuren des Senates, die breit über die Universität verteilt wurde und erwartungsgemäß auch die Presse erreicht hat, wird mir „weder Problembewusstsein noch Kritikfähigkeit“, dafür aber ein „konfrontativer Führungsstil“ attestiert. Darüber hinaus herrsche ein „zunehmendes Klima der Einschüchterung“. Des Weiteren, so kann man der Presse entnehmen, mangele es mir an der „Fähigkeit, in schwierigen Situationen mit der notwendigen Professionalität zu agieren“, stattdessen ließe ich mich „immer wieder von Emotionalitäten und gefühlten Verletzungen leiten“.
Ich weise zunächst die erhobenen Vorwürfe – auch zum Umgang mit Mitarbeitenden – mit aller Deutlichkeit zurück, da sie unsubstantiiert und unzutreffend sind. Durch die Pauschalität der Behauptungen wird mir keine Möglichkeit gegeben, die Verdächtigungen zu entkräften. Der große Zuspruch der vergangenen Wochen zeigt mir aber, dass diese persönlich verletzende Kritik von zahlreichen Angehörigen der Universität, des Göttingen Campus und unserer Aufsichtsgremien nicht geteilt wird.
Weiterhin möchte ich meine Sorge um die Zukunft dieser Universität mit Ihnen teilen, die bereits in den Jahren vor meinem Amtsantritt durch interne Querelen in eine Abwärtsbewegung geriet. Diese langjährig anhaltenden Querelen und die damit verbundene öffentliche Berichterstattung lassen keinen Zweifel daran, dass die Universität Probleme mit der akademischen Selbstverwaltung hat. Dass die durch die Stiftungswerdung erzielte Freiheit durch die Universität Göttingen in den vergangenen mehr als zehn Jahren nicht zu ihrer eigenen positiven Entwicklung genutzt wurde, könnte von außen betrachtet als Indiz gesehen werden, dass wir mit dieser Freiheit nicht angemessen umgehen können.
Das Format des „Newsletters“ lässt mir leider keinen Platz, um im Detail auf die vorgebrachten Gründe einzugehen, die Sie möglicherweise in Form von Dokumenten erreicht haben und meine geplante Abwahl auf der hochschulöffentlichen Sondersitzung des Senats am 2. Oktober 2024 rechtfertigen sollen. Vielmehr verweise ich an dieser Stelle auf ein auf unserer Webseite veröffentlichtes Video, dass Ihnen Anfang der vergangenen Woche bereits über Ihre Einrichtungsleitungen oder Dekanate zugeleitet worden ist, so dass Sie sich selbst ein Bild machen können. In diesem habe ich die im Juli 2024 im Rahmen einer Senatssitzung bereits gehaltene Präsentation wiederholt, die sowohl eine Bilanz meiner bisherigen Amtszeit, eine Bestandsaufnahme unserer (finanziellen) Situation und einen strategischen Ausblick in die Zukunft beinhaltet. Sie finden das Video hier: https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7552
Sollten Sie Fragen zu der Präsentation oder zu diesem Newsletter haben, dann schreiben Sie mir bitte unter: praesident@uni-goettingen.de
Ich möchte auch gerne bemerken, dass bei den strukturellen Reformen, die mein Präsidium durchgeführt hat, nicht immer alles perfekt funktioniert hat. Nicht alle Anregungen konnten berücksichtigt werden und es sind manchmal auch für den einzelnen wichtige Entscheidungen zu lange liegengeblieben, was verständlicherweise bei dem oder der einen oder anderen zu Frust oder Verärgerung geführt hat. Dies bedauere ich sehr und hoffe, dass solche Probleme in Zukunft besser gelöst werden können.
Die von den Senatorinnen und Senatoren attestierte Vertrauenskrise existiert in der Tat, und zwar zwischen vielen stimmberechtigten Mitgliedern des Senats und dem Präsidium und speziell mir als Präsidenten. Die zum Teil sehr erbittert geführte Auseinandersetzung der vergangenen Wochen sollte so auf keinen Fall weitergeführt werden. In einer solchen Lage wäre daher eine „Schlichtung“ ein Ausweg, so wie sie etwa bei schwierigen Tarifverhandlungen oder beim Großprojekt „Stuttgart 21“ durchgeführt wurde. Hierzu müssen sich beide Seiten auf einen von den Parteien unabhängigen „Schlichter“ oder eine „Schlichterin“ einigen. Diese/r unterhält sich dann zunächst separat mit den einzelnen Seiten, um Schnittmengen zu finden, mit dem Ziel, einen Dialog über einzelne Themen aufzubauen. Dadurch kann verlorenes Vertrauen wieder entstehen, welches zu einem guten gemeinsamen Austausch und einer für beide Seiten als positiv empfundenen Zusammenarbeit in der Zukunft beiträgt. Das Präsidium und ganz besonders ich als Präsident wäre zu solch einer Schlichtung jederzeit bereit – IN PUBLICA COMMODA.
Metin Tolan
Präsident der Georg-August-Universität Göttingen
Dear members of the University,
Dear colleagues,
Dear students,
Dear members of the Senate,
Dear all,
For a long time, I have remained silent because I believe that what could be resolved internally in an objective and diplomatic manner, as is appropriate in a university discourse, should not be aired in public. However, in view of the fact that I am confronted with defamatory statements about my person in the press, I would now like to use this newsletter to express my regret about this approach and the level it has reached. In the statement from Senate members, which was widely distributed across the University and, as was to be expected, also reached the press, I am accused of „neither problem awareness nor the ability to take criticism“, but instead of a „confrontational management style“. Furthermore, there is supposed to be an „increasing climate of intimidation“. Furthermore, according to the press, I lack the „ability to act with the necessary professionalism in difficult situations“, instead allowing myself to be „repeatedly guided by emotions and perceived injuries“.
First of all, I reject the accusations made – including those regarding my interaction with employees – with the utmost clarity, as they are unsubstantiated and inaccurate. The generalised nature of the allegations gives me no opportunity to refute the suspicions. However, the great encouragement I have received in recent weeks shows me that this personally hurtful criticism is not shared by numerous members of the University, the Göttingen Campus and our supervisory bodies.
I would also like to share with you my concern for the future of this University, which was already in a downward spiral in the years before I took office due to internal squabbles. These long-standing squabbles and the associated public reporting leave no doubt that the University has problems with academic self-governance. The fact that the University of Göttingen has not utilised the freedom achieved by becoming a foundation for its own positive development in the last ten years or more could be seen from the outside as an indication that we are unable to handle this freedom appropriately.
Unfortunately, the format of the „Newsletter“ does not leave me enough space to go into detail about the reasons given, which may have reached you in the form of documents and are intended to justify my planned dismissal at the special university public meeting of the Senate on 2 October 2024. Instead, I would like to take this opportunity to refer you to a video published on our website, which was sent to you at the beginning of last week via your heads of institution or Dean’s Offices, so that you can see for yourselves. In this video, I have repeated the presentation I gave at a Senate meeting in July 2024, which includes a review of my time in office to date, an assessment of our (financial) situation and a strategic outlook for the future. You can find the video here: https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7552 (in German, subtitles in German and English).
If you have any questions about the presentation or this newsletter, please write to me at: praesident@uni-goettingen.de
I would also like to point out that not everything has always worked perfectly with implementing the structural reforms by my Presidential Board. Not all suggestions could be taken into account, and sometimes important decisions for individuals were delayed for too long, which understandably led to frustration or annoyance for some. I very much regret this and hope that such problems can be solved better in the future.
The crisis of confidence attested to by members of the Senate does indeed exist between many voting members of the Senate and the Presidential Board and especially me as President. The sometimes very acrimonious dispute of recent weeks should not be allowed to continue in this way under any circumstances. In such a situation, conciliation would therefore be a way out, as was the case with difficult wage negotiations or the major „Stuttgart 21“ project. To this end, both sides must agree on a conciliator who is independent of the parties. This conciliator then initially talks to the individual sides separately in order to find common ground with the aim of establishing a dialogue on individual issues. This can restore lost trust, which contributes to a good mutual exchange and cooperation in the future that is perceived as positive for both sides. The Presidential Board, and especially I as President, would be prepared to engage in such mediation at any time – IN PUBLICA COMMODA.
Metin Tolan
President of the University of Göttingen